Wolkenteiler Boris Thomas und sein neues Buch „Teile die Wolken und finde den Weg“ im Anti-Aging Podcast
Ein ganz tolles Interview mit einem ganz tollen und spannenden Menschen. Der Wolkenteiler Boris Thomas ist nicht nur der Chef von Lattoflex, er ist auch erfolgreich als Coach, Denker und als Philosoph unterwegs. Wie sich das für einen Unternehmer so gehört mit der notwendigen Bodenhaftung und praktischen, handfesten Ansätzen.
Unklarheit ist ein großer Stressfaktor in unserem Leben. Tagtäglich müssen wir in Windeseile Entscheidungen treffen, Projekte abschließen und verschiedenen Rollen gerecht werden – bis wir gar nicht mehr erkennen können, wohin wir eigentlich steuern. Und uns am Ende der Wahl einer neuen Kaffeemaschine mit übertriebener Leidenschaft widmen – anstatt einmal innezuhalten und das zu tun, was jetzt wirklich wichtig ist.
In seinem Buch „Teile die Wolken und finde den Weg“ bietet Boris Thomas Führungskräften einen Kompass für sichere Entscheidungen in unruhigen Zeiten und beschreibt den Weg zu innerer und äußerer Klarheit in fünf Schritten:
1. Selbstreflexion,
2. Fokussierung,
3. Konzentration,
4. Entscheidungsfreude,
5. Tatkraft.
Damit wir auf unserem Weg genau da landen, wo wir hinwollen.
Mehr Infos zum Buch und Thomas Boris (auch sein Podcast): Boris Thomas
Boris Thomas kannst du auch noch über seine Homepage erreichen: Boris Thomas
Seine Firma Lattoflex findest du hier: Lattoflex
Für alle „Nichthörenwoller“ habe ich ein Transcript erstellt:
Podcast Transcript:
Schmerzfrei, gesund und kraftvoll die zweite Lebenshälfte genießen. Der Anti-Aging Podcast für Kopf und Körper. Deine News rund um die drei Hauptbereiche Bewegung, Ernährung und Mindset mit Ralf Gabler.
Ralf: Hallo und herzlich Willkommen zum Anti-Aging Podcast und ich freue mich riesig, dass ich heute wieder einen ganz spannenden Interview Gast bei mir habe, und zwar den Boris Thomas. Man könnte jetzt so ein bisschen zugespitzt sagen den Lattoflex-Mann, aber das würde dem guten Boris nicht annähernd gerecht werden, denn er ist sehr viel mehr als nur Lattoflex.
Er ist eine ganz spannende und interessante Type. Ich kenne ihn jetzt schon ein paar Tage, eigentlich auch ein paar Wochen und Monate. Und er überrascht mich auch immer wieder aufs Neue mit dem, was er tut und was er alles auf dem Kasten hat und was er alles draufhat. Hallo Boris.
Boris: Hallo Ralf, ich grüße dich. Schön bei euch zu sein und vielen Dank für die Einladung in deinen Podcast. Freue mich sehr, hier dabei zu sein.
Ralf: Ja gerne, ich freue mich ja immer, wenn ich spannende Menschen hier bei mir habe und erzähle ich dich auf jeden Fall mit dazu. Jetzt so ein bisschen. Der aktuelle Anlass, wo ich unbedingt auch drauf eingehen möchte, ist dein tolles neues Wolkenteiler-Buch mit dem schönen Titel ‚Teile die Wolken und finde den Weg‘. Und wäre vielleicht auch ein ganz schöner Einstieg, wenn du mal ein bisschen erzählst, was hinter dem Buch steckt und was du mit dem Buch transportieren willst.
Boris: Ja, vielen Dank. Es ist ja schon mein zweites Buch. Mein erstes Buch ‚Fang nie an aufzuhören‘, auch ebenfalls im Campus Verlag erschienen, richtete sich mehr um das Thema der Krise und der Krisenbewältigung.
Und jetzt bei meinem zweiten Buch ‚Teile die Wolken und finde den Weg‘, es ist eigentlich ein Schritt weiter, denn wenn die Krise da ist und ich glaube, das haben wir alle in der Corona Zeit jetzt erleben dürfen oder erleiden müssen, wie man es immer drehen möchte, gibt es eine Menge Unklarheit und Unsicherheit, wohin man denn nun eigentlich gehen sollte.
Und in dieser Corona-Zeit ist auch dieses Buch entstanden, wo ich das Gefühl hatte, Menschen sehnen sich nach neuer Klarheit. Menschen suchen ihre Ausrichtung, wollen gerne einen neuen Weg gehen für sich, wissen aber nicht, welcher Weg der richtige ist. Und ich habe versucht in meinem Buch mal all mein Wissen über viele Jahrzehnte zusammenzutragen.
Aus verschiedenen Büchern, aus Blogbeiträgen, aus Podcasts, aus Gesprächen mit Menschen, aus persönlichen Erfahrungen und habe versucht alles zu bündeln und hab am Ende daraus gemacht: Fünf Wolkenteiler, wie ich sie genannt habe, also fünf Schritte, die eine Person gehen kann, die ein Mensch gehen kann auf dem Weg von einer Unklarheit zu einer Situation von Klarheit, um dann eben auch ins erfolgreiche und kraftvolle Handeln zu kommen.
Insofern ist es so was wie ein Kompass oder Wegweiser in eine innere Klarheit, weil meine These ist: Je klarer ich in mir selber bin, desto kraftvoller und stärker kann ich auch meinen Weg gehen und wirklich nach draußen meinen Weg auch finden und wirklich ins Handeln kommen. Weil das ist ja das, was vielen Menschen dann fehlt. In einer Situation von Unklarheit handele ich halt nicht, weil ich immer denke: Oh, ich weiß ja gar nicht, was ich handeln soll. Also insofern ist es eigentlich ein Leitfaden. Das klingt ein bisschen hochtrabend, aber er ist ein kleiner Wegweiser mit einer Menge Impulse und einer Menge Inspirationen in Richtung von Klarheit.
Ralf: Ja, kann ich aus meiner Warte nur bestätigen. Ich habe dein Buch natürlich gelesen und fand es schön. Es hat viele Dinge drin, die man im Zweifelsfall schon mal kennt. Wer in so, Selbstoptimierung ist ein falsches Wort, in so, ich sage jetzt einfach mal despektierlich Ratgeberliteratur liest, der hat sicherlich das eine oder andere schon gehört, was ich bei dir so richtig cool und richtig gut finde.
Du bringst da eben zum einen Mal in die Struktur. Das heißt, du hast ja wie du so schön gesagt, das ich fand es toll, diese fünf einzelnen Punkte, die fünf Kapitel mehr oder weniger im Buch.
Wo du so schön, wie eine Leiter oder bei einer Treppe, die eine Stufe baut, auf die nächste auf. Wo du dann eben auch nicht in der Theorie bleibst und in diesem Theoretisieren, sondern wirklich richtig schöne, klare Anleitungen gibst, was man tun kann, wenn man auf eben dieser Stufe steht oder von dieser Stufe auf die nächste kommen möchte und das dann entsprechend umzusetzen. Also man merkt da, da steckt jemand dahinter, der einfach praktisch orientiert ist.
Boris: Ja, ja, das stimmt, das hast du richtig beobachtet. Also ich glaube ja immer bei, bin ja eigentlich von Haus aus ein sehr spiritueller Mensch, ich glaube sehr viel an unsere Geisteskräfte. Ich glaube daran, dass wir sehr viele Aufgaben mit uns selber zu lösen haben, aber ich glaube auch, dass wir dann auch in die Handlung kommen dürfen. Wir dürfen die Dinge, die in uns sind, auch wirklich in die Welt tragen.
Und was ich halt versuche, auch bei meinem ersten Buch und jetzt auch bei einem zweiten Buch, ist den Menschen sehr praktisch etwas an die Hand zu geben, wo man, wo sie das Gefühl haben, das kann ich umsetzen, daraus kann ich etwas machen. Und ich glaube, das ist dann unendlich wertvoll.
Ralf: Nein, also wirklich gut zu lesen und deckt sich dann für mich, kam mir gerade, wo du so erzählst, also nicht nur im Denken verhaftet zu sein, sondern eben auch irgendwann mal ins Tun zu kommen. Das ich hoffe, ich habe es jetzt richtig. Mein Latein ist schon ziemlich lange her, dass Ora et labora, der der Klöster oder der Brüder, eben dieses Beten und Arbeiten. Es geht nicht darum, irgendwo aus meiner Sicht, auch nicht total geistig irgendwo herumzusitzen und sich ausschließlich im Denken zu ergehen, sondern eigentlich aus diesem Denken auch was zu machen.
Boris: Absolut, absolut. Ich glaube, dass es das ist auch. Also wenn man sich diese fünf Teile einmal anschaut in meinem Buch, so sind es im Prinzip von diesen fünf, sind vier innere Prozesse, die ich mit mir selber ausmache. Aber ganz wichtig der fünfte und finale Wolken-Teil. Der fünfte Schritt ist ein Schritt in diese Welt. Also ist es ist ein Schritt, wirklich ins Handeln zu kommen, wo ich Dinge ausspreche.
Also ich kenne viele Menschen, die sind in Prozessen der Unklarheit, in Bezug auf ihren Job, in Bezug auf ihre Beziehung oder in Bezug auf die Gesellschaft. Aber formulieren es nicht, weil sie spüren, dass sie noch nicht den Grad an Klarheit dafür erlangt haben. Und deswegen ist mein Buch ein flammender Appell, in sich selber zu beginnen.
Ja, aber dann auch wirklich in die Welt zu gehen, das ist das, was du mit Beten und Arbeiten gesagt hast. Die ersten vier Schritte werden quasi das Beten und der finale Schritt ist dann das Arbeiten und wirklich in die in die Welt all die Dinge bringen, die uns wirklich bewegen und die wir auch in die Welt bringen wollen.
Ralf: Genau, dein Tatkraft Kapitel sozusagen. Ich finde es irgendwie so cool, wie es auf der Homepage auch so schön steht und uns am Ende der Wahl einer neuen Kaffeemaschine mit übertriebener Leidenschaft zu widmen. Muss dich innerlich so ein bisschen grinsen, als ich es gelesen habe, weil hier neben mir eine wunderschöne italienische siebträger Maschine steht. Ich weiß, du bist Teetrinker eher, sonst hätte ich dir jetzt einen virtuellen Espresso angeboten. Aber na ja, könnten wir nicht machen.
Boris, jetzt haben wir sicherlich noch nicht alle dein dein Buch gelesen. Wir hoffen aber, dass sie es alle tun. Mal die Frage an dich, kannst du so quasi aus dem Stehgreif rauskommen? Nun gut, also du kannst logischerweise nicht das Buch rezitieren und diese fünf Schritte jetzt mit den Hörern gehen. Aber kannst du an ein oder zwei Beispielen vielleicht mal was rüberbringen? Wo der Hörer so ein bisschen das Gefühl jetzt hat, da kann ich für mich was was greifen oder was was mitnehmen. Sondern ein Punkt in die Richtung, zum Beispiel jetzt zum Thema Selbstreflexion, was ja dein erstes Kapitel auch ist.
Boris: Ja, also ich glaube das erste und das ist vielleicht das, was so das Buch wie einen roten Faden durchzieht und was quasi, ich will nicht sagen eine Inhaltsangabe ist, aber was so die Kernidee dieses Buches ausmacht. Das ist von innen nach außen gehen. Also ich hatte es eben ja schon erwähnt, also das Leitmotiv, die Leitidee oder meine These auch vom Leben ist: Alles beginnt in uns. Wir klären erst mal mit uns selbst ein paar Dinge, bevor wir von anderen das verlangen, was wir selber nicht bringen.
Also ganz oft verlangen wir zum Beispiel bei unserem Lebenspartner, von unserem Chef, von unseren Mitarbeitern, was auch immer: Hey, da muss jetzt mehr eine klare Entscheidung her oder was auch immer, obwohl wir sie in uns selber auch noch gar nicht gefällt haben und auch noch nicht diese Klarheit reingebracht haben.
Also noch mal verstehen, dass meine Ur-These in diesem Buch wirklich ist, von innen nach außen zu gehen. Und wenn man sich dann mal dieses Buch in den Kapiteln anschaut, in den Wolkenteilen anschaut. Jetzt ist so wunschgemäß mal so eine kurze Zusammenfassung für den, der das Buch noch nicht gelesen hat, aber das hoffe ich natürlich auch lesen wird.
Es lohnt sich nun wirklich mit einer Selbstreflexion. Das ist für mich immer so ein zentraler Schritt. Da könnte man auch drunter schreiben: Reflexion vor Aktion. Also ganz oft gehen wir ins Agieren, obwohl erst mal Zeit wäre, ein Stück Luft zu holen, sich ein Stück zurückzunehmen, ein bisschen in sich selber zu schauen und für sich selber einmal herauszufinden: Was will ich eigentlich? Wo stehe ich hier eigentlich? Wie sind meine eigenen Gefühle dazu? Was sind meine Ziele?
Um dann vielleicht im zweiten Wolkenteiler, da geht es dann um das Thema der Fokussierung. Also wohin lenke ich meine Energien? Was möchte ich im Leben erreichen? Was sind meine Wünsche und Träume? Jetzt im Bezug zum Beispiel auf eine Beziehung kann man ja sagen: Wo ist denn mein Fokus in dieser Beziehung? Also was erträume ich mir von dieser Beziehung überhaupt? Bevor ich hektisch rumlaufe und das von meinem Partner verlange.
Dann natürlich die Konzentration, also bin ich in der Lage, mich ablenkungsfrei auf diesem Fokus auch wirklich zu stürzen. Dem Riesenthema ist in diesem Kapitel auch, eine Menge Platz eingeräumt. Nämlich in einer Welt der Ablenkungen ist es manchmal sehr schwer, überhaupt Klarheit zu finden, weil dauernd macht es ‚pling‘ und es gibt eine neue E-Mail. Es gibt eine neue WhatsApp Nachricht, die uns permanent ablenkt. Und im dritten Wolkenteiler kümmere ich mich halt darum: Wie kann ich es schaffen eine wirkliche Konzentration zu erlangen? Durch eine ablenkungsfreie Umgebung.
Dann vierter Teil, ganz spannend, unterdrücken wir uns meistens weg. In dem Video beschreibe ich in dem Buch sehr lange das Thema der Entscheidungsfreude und ich habe es extra Entscheidungsfreude genannt, weil oft erleben wir ja Entscheidungen als eine Qual oder etwas, was wir tun müssen. Du musst dich jetzt entscheiden. Und ich würde das immer als eine Freude definieren, nämlich sich selber wieder eine Orientierung zu schenken. So nenne ich eine Entscheidung.
Und ja, es ist eine Herausforderung für uns, weil das schöne deutsche Wort ‚Entscheidung‘ heißt ja ‚Scheidung‘. Da ist ja das Wort Scheidung drin. Das heißt, wir werden an einer Stelle uns auch trennen müssen von Dingen, die wir eben nicht wollen, die wir nicht tun, worauf wir nicht fokussieren.
Und ich glaube, wenn wir durch diese vier Schritte einmal durch sind, als Wolkenteiler, dann kommt eben der fünfte Wolkenteiler: Tatkraft. Und da geht es darum, wirklich mit Leichtigkeit die Dinge in die Welt zu bringen. Mit Leichtigkeit heißt für mich mühelos leicht. Was nicht heißt, dass ich nicht viel arbeiten muss. Manchmal muss ich für meine Ziele und für meine Projekte, und das wirst du wissen, bei dir im Leben ganz genauso, da muss man manchmal hart arbeiten. Da musst du manchmal auch am Wochenende arbeiten, dann musst du alles geben dafür.
Aber es bekommt eine gewisse Leichtigkeit. Je klarer ich in mir selber bin und je mehr ich mir sicher bin, dass diese Entscheidung für dieses Projekt oder für dieses Ziel wirklich etwas ist, was in mir ist und was den richtigen Weg einnehmen soll. Und dann fällt es mir natürlich viel, viel leichter, richtig Gas zu geben in meinem Leben und dann auch erfolgreich zu sein.
Ralf: Kann ich aus meiner Warte nur zustimmen. Das ist, wenn du dir klar bist, was du willst, dann kannst du es letztlich auch umsetzen. Wenn du dich nicht zu sehr von außen eben zerstreuen oder ablenken lässt. Da habe ich, ich weiß nicht, ob die Anekdote stimmt. Irgendwo steht geschrieben, dass du also ein Mensch bist, den man auch beispielsweise telefonisch nicht erreichen kann. Ich glaube, die einzige Person, die dich telefonisch erreichen kann, ist deine Mutter.
Boris: Das ist nicht nur eine Anekdote. Leute lachen immer, weil ich es immer wieder gerne erzähle. Das ist tatsächlich so. Also wenn jetzt hier gleich das Telefon klingelt, dann wüsste ich, müsste ich nicht drauf schauen. Dann ist meine Mutter dran. Die wird mich jetzt nicht anrufen, aber sie ist die einzige Telefonnummer, die bei mir freigeschaltet ist.
Mein Telefon ist zu 100 Prozent immer auf stumm, noch auf Vibration oder so. Gar nichts. Weil ich für mich, aber das ist natürlich auch sehr individuell abhängig, es gibt ja Menschen, die sehr gerne telefonieren, aber ich rate auch immer dazu, genau zu schauen: Wo wird das Ganze zur Ablenkung?
Für mich ist Telefonieren immer eine große Ablenkung, weil es ist immer, es gibt beim Telefon keine Entscheidungsfreiheit, es klingelt und man geht ran. Und selbst wenn man dann feststellt beim Abheben, das war jetzt gar nicht so wichtig, ist man unterbrochen. Der Fokus geht verloren und man hat vielleicht ein bisschen Zeit verschwendet, was man vielleicht doch besser per WhatsApp oder per E-Mail hätte regeln können. Und zwar dann irgendwann in Ruhe, wenn Zeit dafür ist.
Von daher gebe ich dir recht. Ich habe es extra in das Buch reingeschrieben. Es ist so, Menschen sprechen mich immer wieder darauf an. Es ist vielleicht ein bisschen sonderlich, aber für mich ist es einfach eine Methode, einen eigenen Weg zu gehen, nämlich möglichst ablenkungsfrei in meinem Tag. Mich auf das zu konzentrieren, was mir heute wichtig ist. Und das ist eben mir dann persönlich sehr wichtig, dass ich sage: Nein, ich verkaufe hier keine Aktienoptionen, wo es darauf ankommt, dass ich im Sekundentakt zu erreichen bin, wir verkaufen Betten, weil Betten gegen Rückenschmerzen.
Ganz ehrlich, da gibt es nichts, was so dringend wäre, dass man mich jetzt direkt anrufen müsste. Das kenne ich auch ein paar Stunden später per Mail oder per sonstiger Nachricht in Ruhe mir anschauen. Also insofern auch hier, eher natürlich eine Anekdote und vielleicht eine Besonderheit in meinem Leben, aber eben auch ein flammender Appell dazu, sehr bewusst damit umzugehen: Wann lasse ich mich ablenken? Wann verliere ich meine Konzentration?
Ralf: Nein, ist gut. Auch, dass du das andere erwähnt hast. Ich hatte es zwar am Anfang ganz kurz angedeutet mit Lattoflex. Also du bist ja nicht irgendein ein Welt abgeklärter Spinner, sondern du bist ja in deinem Hauptjob, sag ich jetzt einfach mal ein richtig tiefer Unternehmer, der ein großes Unternehmen mit sehr vielen Mitarbeitern erfolgreich leitet. Das heißt, es ist nicht so, dass du sagst: Ja, ich bin eben irgendein Spinner. Und ob ich jetzt ans Telefon gehe oder nicht, mich würde eh keiner anrufen. Trifft ja bei dir alles nicht zu.
Das ist ja wirklich ein Unternehmer, der international tätig ist und international unterwegs und aufgestellt ist, ein großes Unternehmen führt und der das tatsächlich schafft und hinkriegt. Einfach mal so kein, im Prinzip kein Telefon zu haben, ich weiß, du hast eins, aber du benutzt das so nicht, wie andere Menschen das benutzen. Und das finde ich schon ziemlich spannend.
Hat mich im Übrigen inspiriert. Ich habe mir bei mir auf Smartphone mittlerweile WhatsApp, es ist drauf, aber ich habe es abgeschaltet. Das heißt, ich kriegt keine Infos mehr, keine Benachrichtigungen mehr. Ich muss bewusst drauf schauen. Und das gleiche Spiel gilt für Telegram, wo ich im Moment noch drin bin. Plus Twitter plus Instagram etc. Alles Dinge, die ich mittlerweile für mich geblockt habe. Auch durch dein Buch inspiriert tatsächlich. Und was mir ein unglaubliches Plus an Zeit gibt.
Boris: Ich finde es gut, dass du das auch noch mal so ansprichst. Ich glaube zum einen ist es so, ich bin ganz weit davon entfernt, Technik, digital oder was auch immer irgendwie zu verteufeln. Ganz im Gegenteil. Ich bin ein Kind der Digitalisierung. Ich war schon Anfang der 80er Jahre Mitglied im Chaos Computer Club. Ich habe sozusagen die Computer Revolution hautnah miterleben dürfen. Über all die Jahre programmieren gelernt. Es ist ja überhaupt nicht so, dass mir die Technik oder die Welt fremd ist. Ich glaube, das was du beschreibst, ist genau richtig.
Mir geht es mehr darum, das mal bewusst wieder wahrzunehmen. Was tun wir uns auch manchmal an und wo tut es auch gut, ganz bewusst zu entscheiden? Sorry, das ist jetzt hier meine Zeit, das ist mein Leben und mein Fokus. Und den möchte ich mir jetzt nicht stören lassen durch irgendwen. Du hast ja eben schon mal die riesige Liste an Gütern erwähnt, die kannst du ja noch endlos fortsetzen. Bei mir ist natürlich auch Instagram, Facebook, Leute finden mich auf allen möglichen Kanälen an. Ich versuche das immer schon zu limitieren und da Leute bitte nicht, ich versuch’s auf ein oder zwei Kanäle irgendwie zu reduzieren.
Am liebsten ist mir immer noch das gute alte E-Mail, auch wenn ich weiß, dass das ein bisschen altmodisch ist. Ich finde E-Mails nach wie vor total klasse, weil sie haben so eine gewisse Ruhe und geben mir die Möglichkeit dann zu lesen und zu antworten, wenn ich denke, dass es jetzt richtig ist. Also insofern finde ich es gut, dass du noch mal von deiner Seite so spiegelst. Ich glaube, da liegt eine Menge Chancen für uns drin, neue Klarheit in unserem Leben zu bekommen, indem wir einfach mal bewusst damit umgehen.
Und ja, wir sind alle nicht heilig. Und ja, mir passiert es dann manchmal auch, dass ich mich natürlich ablenken lasse. Ich bin ja auch nie im Kloster oder so, aber das Bewusstsein dafür zu haben, wie wir damit umgehen, das finde ich eben das Entscheidende dabei.
Ralf: Ja, das das ist genau der Punkt da drin, den ich auch sehe, den ich immer finde. Und da kommt mir dann auch immer dieser Spruch in den Kopf vom Moshé Feldenkrais, der gesagt hat: Wenn du weißt, was du tust, kannst du tun, was du willst. Das ist eben auch das, was ich aus deinem Buch mich wieder erinnert habe. Eben die Geschichte macht dir einfach mal klar, was du eigentlich wirklich tust und wie du deinen Alltag gestaltest, wie du mit dir selber umgehst.
Und wenn du dir darüber klar geworden bist, das heißt ja dann nicht zwingend darauf zu verzichten, sondern einfach sich darüber klar zu sein und zu sagen: Ja, das will ich pflegen oder ich will es nicht pflegen. Und das bringt mich weiter und das bringt mich nicht weiter. Und dementsprechend kannst du dich dann das, was du in deiner Entscheidungs-Geschichte nachher drin hast, kannst du dich dafür entscheiden, was du haben willst und was nicht haben willst?
Boris: Genau, genau. Ja, so ist das. Sehe ich auch so. Und ich glaube, dass hast du gesagt, das ist eben der entscheidende Punkt. Ich glaube, dass viel von dem, was wir in unserem Leben haben oder eben auch nicht haben oder an Leid verspüren oder an Unruhe verspüren, hängt eben damit zusammen, dass wir es uns teilweise sehr bewusst machen. Also Bewusstsein darüber zu haben: Was wollen wir eigentlich wirklich? Bewusstsein darüber zu haben. Wie lenken wir uns ab? Bewusstsein überhaupt mal wahrzunehmen, ohne Wertung, das hat ja erst mal keine Wertung.
Manchmal ist es ja so, dass Leute mir sagen, ich hatte heute Morgen eine Coaching Sitzung da, die hat gesagt: Ja, ich lasse mich so leicht ablenken und so sage ich: Ja, dann nimm das doch erst mal wahr. Aber es ist ja schon mal ein Riesenschritt, es wahr zu nehmen, dass es so ist. Und dann kann man ja immer noch überlegen, was man tut und was man gern im Leben hätte. Und wie gesagt, ich bin weit davon entfernt, in einem Kloster zu leben oder als Mönch sein da zu sein.
Aber ich versuche, so weit es irgendwie geht, es mir sehr bewusst zu machen, was ich hier tue, was mich ablenkt, worum es geht und so weiter. Das ist, glaube ich, so der Schlüssel des ersten Schrittes, ohne dass man gleich in eine Wertung einsteigt. Viele Leute steigen in die Wertung ein und greifen sich selber an und sagen: Ja, ich weiß, dass Sie immer denken, ich bin der letzte Depp. Darum geht es mir gar nicht. Also wie gesagt, es ist alles sinnvoll, ist alles richtig. Was uns manchmal fehlt, ist, den Schritt zu gehen und die Herausforderung anzunehmen, daraus einen bewussten Prozess zu machen. Ich glaube, dass ist das Spannende dabei.
Ralf: Da kann ich di zu 100 Prozent zustimmen. Eben wirklich sich, also das ist dann letztlich auch wiederum das hinter ‚den geteilten Wolken‘ eine gewisse Klarheit über sich selber zu holen. Und ich finde es super schön, wie du das gerade auch gesagt, dass dieses sich auch für bestimmte Dinge nicht zu verurteilen, sondern auch sondern einfach zu sagen: Ja, ich bin, ich mache jetzt mal in Klammern, im Moment so, wie ich eben im Moment so bin. Und dann kann ich mich bewusst entscheiden, so zu bleiben oder ein bisschen anders zu sein.
Und man muss das auch nicht immer unbedingt alles. Deshalb, die Persönlichkeits-Optimierungen finde ich manchmal ein bisschen kritisch, aber das ist überhaupt nicht die Schiene, auf die du abhebst, sondern einfach nur wirklich in dieses, so habe ich zumindest empfunden, in dieses über sich selbst und über seine eigenen Antriebe und Handlungen etc. sich klar zu werden.
Boris: Hm, also ich glaube vielleicht noch mal so einen ganz wichtigen Punkt dazu, weil du es gerade so ansprichst der Selbstoptimierung. Also ich glaube, dieses Live Hacking, diese ganzen Geschichten, die wir anstellen. Ich glaube, dass die manchmal am Ziel vorbeiführen. Je älter ich werde, desto demütiger werde ich auch inwieweit wir wirklich überhaupt zu einer Selbstoptimierung in der Lage sind. Also vielleicht ist dieses Thema der Bewusstheit und es hinzunehmen, dass man so ist, wie man ist, ist schon manchmal genug dieses Prozesses.
Und letzter Punkt noch dazu, der mir mal ganz wichtig ist. Ich glaube, die schwerste Aufgabe von uns allen ist doch einfach nur so zu sein, wie wir sind und uns nicht permanent abzulenken oder permanent zu versuchen, jemand anders zu sein, irgendeine Rolle zu spielen. Ich glaube, das ist ja auch echt eine Herausforderung.
Also ich habe, jetzt letzte Woche war ich auf einem großen Event, da ging es halt darum auch zum Teil, da wollten Leute auf die Bühne. Das war eine Speeker-Ausbildung und ich war dort als Helfer mit dabei, als Assistent. Und man sieht eben wie schwer es ist für Menschen einfach auf einer Bühne zu stehen und sich so zu zeigen wie man ist. Das ist schon Aufgabe genug.
Da sind wir noch gar nicht dabei zu sagen: Möchte ich vielleicht irgendwas optimieren? Sondern da geht es einfach darum, nicht jemand anders sein zu wollen, sondern einfach nur zu sagen: Hier bin ich, so bin ich, hier sind meine Fehler, meine Macken, meine Kanten. Und hier stehe ich. Und das fällt uns unendlich schwer.
Und ich glaube, manchmal sind wir für diesen ersten Schritt, da würde einer schon viel in unser Leben ausmachen, wenn wir den Mut hätten, einfach nur so zu sein, wie wir sind und mit uns selber noch Spaß zu haben, dass man sagt: Ja, stimmt, diesen Fehler mache ich immer und immer wieder scheint so eine Macke von mir zu sein.
Das würde manchmal die Dinge ein bisschen einfacher machen, als dass wir permanent mit der Peitsche rumlaufen und selber auspeitschen. Für jeden Fehler, von dem wir meinen, dass es ein Fehler wäre. Das ist auch nicht zielführend. Ich glaube, man sollte ein bisschen milde mit sich sein, so ein bisschen auf sich selber achten, ein bisschen gucken, wie man ist.
Und wirklich, ich glaube zutiefst daran, bevor ich mich daran mache, an Stellschrauben mich zu verbessern, was immer das Sein mag, würde ich erst mal hergehen und sagen: Guck doch erst mal, wie du jetzt bist, nehme mal bewusst wahr, welche Gefühle da in dir sind. Nehme mal bewusst wahr, wie ich mein Leben steuern oder eben nicht steuern kann. Wo sind denn die Dinge? Und da einfach mal drauf schauen, ohne dass man jetzt gleich mal in große Wertungen verfällt. Ich glaube, das ist noch ein ganz wichtiger Aspekt.
Ralf: Da, also die Wertung, da stimme ich dir absolut zu. Das ist auch ein Thema, wo ich sage, manchmal ist es bisschen schwierig, mit so einer dualen Welt aus der Wertung etwas raus zu gehen und zu sagen: Ja, ich höre jetzt mal auf mit mir nur über ‚gut und schlecht‘ zu denken, sondern einfach über ‚anders und nochmal anders‘ zu denken. Macht aber auch das Leben wesentlich angenehmer und wesentlich leichter, wenn man da ein bisschen drüber rauskommt.
Und die andere Geschichte es ist eben so, wie du gesagt hast. Versuch nicht jemand anders zu sein, weil den gibt es ja schon. Versuch du selber zu sein, weil das ist ja eigentlich, dass das, was du dann auch nachher bist.
Boris: Ganz genau. Also das ist eben schön formuliert und ich glaube, das ist auch so. Also ich glaube, dass wir da wirklich aufgerufen sind, mit uns selber mal ein bisschen zu entspannen. Also es ist so in unserer Gesellschaft, gerade, wenn ich mir diese ganze Live Hacking Geschichte angucke und so. Ja, ist ja auch alles gut und alles richtig. Und natürlich kann ich viel für meine Gesundheit tun. Das tust du ja auch mit deinem Job und deine Aufgabe, was du da tust.
Aber da auch mal ein bisschen milde reinzubringen, weißt du und mal bisschen auch das lustig zu nehmen: Ja, wir werden älter. Ja, dann zickt es manchmal ein bisschen, wenn du aufstehst morgens. Deswegen muss man ja nicht gleich da in große Panik verfallen. Aber mit solchen Dingen sehr bewusst umzugehen. Ich glaube, das hilft ein ganz enorm unsere Umgebung.
Ralf: Der Umgebung hilft es auf jeden Fall. Und es hilft, hast du schön gesagt, auch uns selber natürlich, weil es den den Druck auch rausnimmt. Man muss einfach, ich habe übrigens festgestellt, wir sind beide gleich alt, zumindest bis auf ein paar Monate. Man muss auch nicht mehr so sein wie mit 20 und was jetzt bestimmte Leistungen angeht, egal welche man nimmt und in welchem Bereich.
Man darf ruhig auch eben über 50 sein und darf da in bestimmten Bereichen nicht mehr so, ich sage es teilweise auch einfach so, verrückt sein wie als Junger oder als Jugendlicher. Dafür hat man bestimmte andere Fähigkeiten und Fertigkeiten mit höherem Alter, die man als junger Sohn nicht hatte. Da muss man einfach so sein.
Du hattest gerade ganz toll zwei Stichworte ein angesprochen, die auf ein Thema mich so wunderbar rüberbringen, wo ich dich unbedingt drauf ansprechen möchte. Und zwar du sprachst von Entspannung und Live Hacking und dass das Live Hacking nicht unbedingt nötig ist. Wo ich dir auch zustimme. Und dass die Entspannung gut ist, wo ich dir auch völlig zustimme. Lass uns doch mal über Morgenroutine reden, lieber Boris. Ich kann mir vorstellen, du hast eine Ahnung, wo ich hin will.
Boris: Ja, also ich habe mein Buch natürlich sehr ausführlich überhaupt für Routinen geschrieben, weil ich glaube, was seinem Leben eine Menge Entspannung gibt, unserem Leben sehr viel Entspannung gibt. Das ist wirklich, wenn wir in bestimmten Bereichen Routinen haben. Also ich sage jetzt mal Routine, das sind bei mir auch. Wochenroutinen. Jeden Sonntagmorgen koche ich mir einen Tee und mache ein Weekly Review, Wochenrückblick, wo ich einfach noch mal alles reflektiere, was in der Woche war und was die nächste Woche bringt. So was bringt bei mir eine Menge Entspannung rein.
Da wo du jetzt hinwillst, ist eine Morgenroutine. Ich habe auch eine besondere Art und Weise in den Tag zu starten. Ja, einfach so, ich bin ja ein bekennender Eisbader. Darauf spielt wahrscheinlich auch dein Lachen an. Ich werde immer wieder darauf angesprochen, weil ich habe es ja auch im Video zum Buch, da habe ich es ja in einem kleinen Werbevideo zum Buch hier noch mal verewigt. Sozusagen.
Ich habe mal irgendwann vor Jahren mit Wim Hof zu tun gehabt. Den kennen vielleicht viele unter dem Namen ‚the Iceman‘, der Eismann aus Holland, der also alle Rekorde hält, die ein menschliches Lebewesen in Bezug auf Eis überhaupt nur haben kann. Und ich liebe es, morgens den Tag zu beginnen, neben meinem grünen Tee. Ich bin leidenschaftlicher japanischer Teetrinker und bei verschiedenen Dingen liebe ich es, in den Tag zu kommen. Durch ein Eisbad, also so zwei bis drei Grad kaltes Wasser, zum Beispiel.
Das ist natürlich dann im Sommer etwas schwierig, aber für die Sommermonate, um dann eben nicht hier in den in den See zu springen, habe ich, jetzt wie viele andere auch in dieser, ich sage jetzt mal in der Eisbad-Szene, eine Tiefkühltruhe besorgt, die mit Silikon abgedichtet ist und da ist Wasser drin. Und das reicht dann aus, wenn man so, ich sage mal in den frühen Morgenstunden, eine Stunde per Zeitschaltuhr das Ganze anschaltet. Dann hat man morgens nach dem Aufstehen da so entspannte zwei bis drei Grad Celsius Kälte drin, das ist also sehr schön, soll ja nicht zu frieren.
So dass man da dann eben 3-4 Minuten in dieser Badewanne, ich sage jetzt mal ein bisschen baden gehen kann in der Tiefkühltruhe, auch wenn es den einen oder anderen deiner Zuhörer wahrscheinlich ein bisschen schaudert. Was ich verstehen kann. Ich bin letzte Woche, wie gesagt auf einem größeren Kongress gewesen und die erste Begegnung, die ich hatte in einem Café von einem Teilnehmer, das war der erste, der mir über den Weg lief. Er guckte mich an und sagte: Boris Thomas, immer wenn ich dich sehe, dann friere ich schon beim Hingucken. Weil er hatte vorher mein Video gesehen und Eisbaden war wohl nicht so seins.
Aber ich habe so meine Routine und was es mir einfach gibt, ist eine gewisse Ruhe und eine gewisse Entspannung in diesen Tag zu kommen und nicht in den Tag zu stolpern. Ich weiß nicht, das passiert auch ab und zu mal. Wenn ich das ein bisschen durchbreche oder ich um unterwegs bin, wo ich nicht so meine Routine einhalten kann, dann habe ich immer das Gefühl, ich stolpere in den Tag und ich weiß nicht, vielleicht könnte das oder du auch das ein bisschen nachvollziehen.
In den Tag stolpern ist, wie, man ist nicht komplett klar mit seinen Gedanken. Hier ist der Tag, jetzt startet er. Das ist heute zu tun, das ist heute nichts zu tun. Sondern man stolpert so ein bisschen rein und sagt: Ups, jetzt ist der Tag da. Und dann fehlt mir wirklich diese Morgenroutine und diese Ruhe auch in diesen Tag zu starten. Und da ist natürlich Eisbaden für mich ein festgesetzter Punkt in dieser Morgenroutine.
Ralf: Also ich muss dir ehrlich sagen, ich bin auch bekennender Warmduscher. Also mich friert, auch wenn ich dich in diesem Ding drin sehe. Und das, obwohl ich als Jugendlicher immer die Kalt-Dusch-Wettbewerbe nach dem Sport, die habe ich dann immer gewonnen. Als das Geld ging dann immer auf mich. Wir sind danach im Sport unter die kalten Duschen gestanden, wer als längster drunter bleiben konnte, der hat die eingesetzte Kohle gewonnen.
Also damals war ich gut. Heute, ich habe es mal probiert, weil ich natürlich irgendwann auch auf Wim Hof gestoßen bin und habe es dann relativ schnell, ehrlich gesagt mir zeigen lassen. Und ich bin über die kalten Duschen nicht rausgekommen.
Dem anderen, stimm ich dir durchaus zu. Wenn du eine gewisse Struktur im Tag hast und eine gewisse Ordnung und das ganze Ding so in einer gewissen, in einem gewissen Ablauf drin hast, dann nimmt das natürlich auch sehr viel Druck von außen weg, weil dann sind wir wieder auch letztlich bei dem, was du im Buch so schön schreibst. Du hast eine gewisse Klarheit, du weißt, nach A kommt B und nach B kommt C. Und das ist letztlich eine Geschichte, wo du dich drauf verlassen kannst und wo du nicht mehr explizit drüber nachdenken musst. Und ich denke, das entlastet das Gehirn natürlich schon durchaus.
Boris: Absolut, aber ich war voll bei dir und es gibt ja auch viele, viele Studien zum Thema Rituale. Gerade in Amerika sind da wundervolle Bücher auch erschienen zu diesem Thema, zum Beispiel das Buch ‚Atomic Habit‘ und solche Geschichten. Weiß nicht, ob das auf Deutsch inzwischen erschienen ist. Die so einfach auch den Nutzwert aus Studien zeigen. Dass der Nutzwert solcher, ich nenne es jetzt mal Rituale, solcher strukturierten Vorgehensweisen, die man systematisch wiederholt, zeigt, unser Gehirn liebt solche Abläufe, unser Gehirn liebt solche Rituale, weil es unheimlich entspannend ist.
Nehmen wir so was wie Sport treiben oder laufen. Also ich glaube, das kennt jeder. Auch wenn man mal ein paar Wochen keinen Sport gemacht hat, fällt es manchmal unglaublich schwer, überhaupt wieder zu starten. Bin ich eher in so einem Flow drin, wo es fast automatisch ist, jeden Tag meine Sport Einheit einzuplanen, dann denke ich gar nicht drüber nach, weil da gibt es halt diese Sportart. Dann mache ich sie, also da ist man dann so im Rhythmus drin und wenn man Dinge unterbricht plötzlich, hat man das Gefühl, man muss sich ganz doll anstrengen, um es wieder neu zu starten.
Und ich glaube, das ist der Wert solcher Rituale auch für ein entspanntes Leben. Sich sehr bewusst, hier wieder bewusst dafür zu entscheiden. Gibt es solche Strukturen in meinem Leben, die einfach mich entspannen bei der ganzen Geschichte.
Ralf: Absolut, zu 100 Prozent Zustimmung von meiner Seite. Wenn du eine klare Struktur hast, dann hast du auch natürlich eine gewisse Klarheit über das was geht und was kommt und äußerliche Einflüsse lassen sich wesentlich leichter integrieren.
Boris: Absolut, absolut.
Ralf: Ja, ganz spannende Themen und auch hochinteressant, sich mit dir wirklich zu unterhalten. Wir sind jetzt auch schon wieder fast 35 Minuten dran. Unglaublich. Trotz allem kommt es mir brutal schnell vor, weil manchmal komme ich mit manchen Interview-Gästen total ins Labern und ins Quatschen und das schweift in alle Richtungen ab. Und bei dir merkt man irgendwo diese relativ, nicht relative, Entschuldigung, diese wirkliche Klarheit auch. Ja, das ist so, mehr brauchen wir eigentlich nicht unbedingt darüber sprechen. Ist doch alles klar.
Boris: Es gibt so viele Themen über die wir sprechen könnten, also so ist es nicht. Aber ja, du hast recht. Ich glaube, ich mag es wirklich, Dinge in ihrer Tiefe zu verstehen und wer sie in seiner Tiefe verstanden hat. Deswegen gibt es in meinem Buch auch dieses große Motto ‚in die Tiefe statt in die Breite‘ zu gehen. Und wir haben immer oft deswegen auch wahrscheinlich das, was du gerade ansprichst.
Wir haben ganz oft die Tendenz, in die Breite zu gehen und nicht wirklich Wissen in der Tiefe zu erlangen. Und wenn du Tiefe erlangt hast, dann fällt es dir unendlich leicht, darüber zu sprechen. Dann fällt es dir unendlich leicht, auch klare Antworten zu geben, weil du in dieser Tiefe findest, du hast eine Sicherheit und eine Struktur, die du dann nach außen auch wiedergeben kannst. Und das ist eben sehr spannend.
Ralf: Ja, wobei die Tiefe oftmals auch Angst natürlich macht. In einer richtig genialen Hypnose-Fortbildung hatten wir so was mal. Da ging es eben auch darum, um das wie tief kannst du rein gehen oder wie weit gehst du rein? Das war ein Ami. Einer der absoluten Selbsthypnose-Päpste aus den USA und der hat gesagt es gibt teilweise an der Küste sehr sehr gefährliche Strudel, die Menschen dann einfach runter ziehen. Und hat das übertragen.
Und im Prinzip stimmt das. Wenn du gegen diesen Strudel an schwimmst, dann wirst du müde, kommst trotzdem nicht raus, weil die Kraft einfach zu stark ist. Und irgendwann zieht es dich rein und du bist dann eben erschöpft und damit zwangsläufig irgendwann Tot.
Er sagt, was die erfahrenen Surfer machen, er war Surfer, unter anderem, also neben seiner Tätigkeit als Hypnose Spezialist. Er sagt, du musst gezielt in diesen Strudel rein schwimmen, dass du im Prinzip mit eigener Kraft ins Zentrum schwimmst, nicht dagegen an schwimmen. Und dann in den Strudel rein tauchen, weil die lösen sich kurz über dem Boden auf und du kannst unten dann relativ problemlos aus dieser Geschichte raus tauchen. Dann sind die ungefährlich.
Es ist also ungefährlich, wenn du reingehst, nicht versuchen zurückzuhalten. Und das ist letztlich auch wieder für mich so eine Analogie. Sei du selber und gehe dich selber auf den Grund, dann kannst du nämlich unten auch wieder raus schwimmen und reibst dich nicht damit auf, den ganzen Tag quasi nicht du selber sein zu wollen.
Boris: Ja, spannend, finde ich ein spannendes Bild, muss ich echt sagen. Also gefällt mir sehr gut. Kann ich gut mitdenken.
Mehr Energie und Wohlbefinden für deinen 50+ Alltag!
Ralf: Ja, ja, das war also für mich damals auch sehr eindrücklich, das so zu erfahren. Mittlerweile weiß ich, dass es solche Strudel eben wirklich gibt, dass es nicht nur eine Story war, wo man bei Hypnose-Leuten immer ein bisschen vorsichtig sein muss. Die haben oft ganz tolle Geschichten, die einfach super toll sind, aber eben nur als Geschichte nicht wirken. Aber diese Strudel-Nummer, die muss wohl tatsächlich real und wahr sein. Ja Boris, was habe ich dich nicht gefragt? Was musst du noch unbedingt loswerden?
Boris: Was hast du nicht gefragt? Weißt du, wir haben ja wirklich einen großen Blumenstrauß hier diskutiert. Wir sind einmal quer durch mein Buch durch. Ich glaube, und das vielleicht so mein finales, flammendes Plädoyer. Ich glaube, das Wichtigste ist allerdings in jeder Krise, in jeder Situation der Unklarheit ist wirklich immer wieder neu ‚nicht auf die Angst zu hören, sondern den Mut in sich zu finden, den nächsten Schritt zu gehen‘.
Ich habe das in meinen Vorträgen, wo ich das auch immer sehr gerne dort darstelle, auch in der Geschichte meines Großvaters, der eigentlich eine ganz wildes, bewegtes Leben gehabt hat, immer wieder diesen Mut zu haben. Den nächsten Schritt zu machen. Es gibt einen neuen Morgen, es gibt irgendetwas, wo es weitergeht. Und irgendwann ist jedes Tal durchschritten und man steht wieder auf einem Berg und schaut in die Sonne. Das klingt ein bisschen platt philosophisch, ist aber meine Ur-Überzeugung.
Das ist die wichtigste Eigenschaft von uns Menschen, nicht stehen zu bleiben, sondern wirklich zu sagen: Ja, manchmal muss ich Kräfte sammeln, manchmal muss ich mir sehr bewusst über Dinge sein. Und dann geht es aber wieder nach vorne und dieses nach vorne gehen, da bleiben manchmal Menschen stecken, weil da kommen Ängste auf, da kommt komische Gefühle auf, da kommen Sachen aus der Vergangenheit hoch und dann zu sagen: Das stimmt alles, aber ich geh jetzt den nächsten Schritt in meinem Leben und dann schauen wir mal, ob es besser wird. Das ist, glaube ich, ein ganz, ganz wichtiger Punkt.
Ralf: Danke! Ja genau. Geh immer weiter. Das war doch irgendwie auch so ein bisschen dein Motto, wenn ich das richtig habe.
Boris: Ja, ja, es gibt auch eine Geschichte zu. Ich sag mal so, die letzten Worte meines Großvaters waren an mich: Mach weiter so Boris. Und das war für mich immer so ein Lebensmotto.
Ralf: Wunderschönes Schlusswort. Ich werde auf jeden Fall zu diesem sympathischen Menschen, der mir heute Gesprächspartner war, in den Shownotes noch ein paar Links setzen für alle, die ihn kontaktieren wollen. Leute ruft ihn nicht an. Er geht nicht ans Telefon.
Boris: Sehr gerne auf allen Kanälen, aber Telefon wird schwierig. Genau.
Ralf: Ich werde das entsprechend drunter setzen. E-Mails und anderes geht. Ganz spannender Typ. Lest euch mal schlau oder guckt euch schlau. Ich kann euch tatsächlich auch das Buch sehr an die Hand legen, geben, empfehlen. Also ich empfehle euch einfach das Buch ‚Teile die Wolken, finde den Weg‘. Werde da auch noch einen Link reinsetzen. Und dann einfach ein ganz herzliches Dankeschön an den Boris und war richtig cool mal wieder mit dir zu plaudern. Hat mir großen Spaß gemacht. Danke, dass du im Podcast warst.
Boris: Ich danke dir. Vielen lieben Dank und natürlich auch vielen Dank an deine Hörerschaft für das konzentrierte Zuhören wieder. Es war riesig bei dir und vielen Dank für die Einladung auf alle Fälle.
Ralf: Vielleicht können wir so ja mal wieder wiederholen, vielleicht auch mal ohne irgendwelchen Hintergrund und einfach du bei einem Tee und ich bei einem Käffchen über dies das Ananas unterhalten.
Boris: Absolut, absolut.
Ralf: Okay. Dank dir, Boris. Und bis bald.
Boris: Vielen Dank.
Ralf: Tschau.
Das war der Anti-Aging Podcast für Kopf und Körper. Wenn es dir gefallen hat, abonniere jetzt und hinterlasse einen Kommentar. Alle weiteren Infos zur Folge findest du in den Shownotes.
Ralf Gabler erreichst du unter ralfgabler.de. Er freut sich von dir zu hören.
Bis zum nächsten Mal.