Ralf Gabler – Elite Health365

50plus Podcast | Schmerzen reduzieren | Aljoscha Liebe | #2

Aljoscha

Schmerzen reduzieren mit 50plus (und drunter). Wie das geht erklärt euch Schmerz-Experten und Personal Fitness Trainer Aljoscha Liebe

Mal ehrlich, dir tut es doch auch irgendwo weh? Mit 50plus kommt das Problem immer häufiger und wenn wir offen reden macht dir das auch Sorge. Alt zu werden nicht mehr zu können. Die Gesundheit nicht mehr im Griff zu haben. Was tun? Der Schmerzexperte und Personal Fitness Trainer Aljoscha Liebe verrät dir in diesem Interview mehr zum Thema Schmerzen mit 50plus.

Aljoscha Liebe findest du hier: Aljoscha Liebe
Nachrichten an mich, bitte unten über die Kommentare.

Für alle „Nichthörenwoller“ habe ich ein Transcript erstellt:

Podcast Transcript:

Du bist nie zu alt um jung zu sein. Der 50 plus und drunter Podcast. Genieße dein Mittelalter stark, glücklich und gesund. Mit Ralf Gabler.

Ralf: Ja. Hallo! Herzlich willkommen hier zum 50 plus Podcast. Ich bin Ralf Gabler und wir haben heute hier das Thema Schmerzen, Beweglichkeit, irgendwie auch Kraft. Und als Gast bei mir ist der Aljoscha Liebe, ein Personal Trainer aus Hamburg, der sich spezialisiert hat auf die Themen eben Schmerzen, Krafttraining, Beweglichkeit. Hallo, Aljoscha!

Aljoscha: Moin, Ralf.

Ralf: Hi, moin. Ja, schön, dich hier zu haben. Wir kennen uns ja persönlich, Aljoscha. Haben uns eben mal bei seinem Krafttraining-Kurs kennengelernt. Du hast mir damals auch persönlich weiterhelfen können mit meinen Hüftproblemen und mit meinen Hüftschmerzen, die ja definitiv besser geworden sind. Und hast da auch ein paar für mich ganz spannende Ansätze und und Einblicke geliefert. 

Ich steig da einfach mal ein, weil das eigentlich das war, was mich am meisten beeindruckt hatte. Wir haben gesprochen, ich habe dir erzählt, ich habe Hüftprobleme und du fragt mich dann so: Ja, wo merkst du die denn? Und dann kam von mir so die Antwort: Ja, unter anderem, wenn ich beim Sportabzeichen stand Weitsprung machen muss. 

Und daraufhin deine Frage: Ja, musst du denn Stand-Weitsprung machen? Und das fand ich so ein tolles Herangehen an diese Idee. Ja, Schmerz. Da tut es mir weh. Ja. Musst du das überhaupt machen? Kannst du das für dich als Einstieg nutzen? Uns ein bisschen was über Schmerz zu erzählen und wie man den gut angehen kann?

Aljoscha: Ja, also auf jeden Fall. Im Trainings-Kontext erlebe ich das halt häufiger, dass mir Leute sagen: Das und das tut weh. Ich möchte unbedingt das machen, das es mir total wichtig und da komme ich auch nicht drum herum. Dann würde ich nicht sagen, dann lass es doch oder so, wenns weh tut, dann mach was anderes. 

Aber jetzt finde ich es immer schon eine wichtige Frage zu stellen: Wird das überhaupt in dieser Art und Weise wirklich gebraucht? Ist das jetzt wichtig für die Person? Weil häufig kann man ja auch einen Bereich trainieren, verbessern, indem man irgendwie einen anderen Weg geht. Man muss ja nicht immer den nehmen, der gerade weh tut.

Ralf: Genau das. Das war das, was mir dann, ich habe ja einen prinzipiell ähnlichen Hintergrund, auch spannend durch den Kopf ging, denke ich. Ja klar. Oftmals, mir fällt das bei mir selber auf. Ich weiß nicht, ob du das aus deiner Erfahrung bestätigen kannst. Manchmal sucht man ja geradezu nach diesem Schmerz.

Aljoscha: Ja, das ist auf jeden Fall eine häufige Sache. Das dann genau, wenn man jetzt auch vielleicht ambitionierter Sportler ist oder so, und man ist gewöhnt, das funktioniert halt so und so und dann tut es auf einmal weh. Dass man dann immer wieder da so rein spürt und auch guckt, ob es schon besser geworden ist. Und dann natürlich so die Aufmerksamkeit total schärft. 

Und auch mit den Gedanken dann die ganze Zeit dabei ist. Was definitiv dazu führen kann, dass das Problem schlimmer wird als besser. Also das heißt, man hat eigentlich die Idee: Okay, ich bin super gewissenhaft und behalte es im Blick und kümmere mich drum und fühl da rein und dehne mich und mach und tu. Und am Ende des Tages ist aber eher so, dass ich meine Empfindlichkeit erhöhe, das Nervensystem sozusagen sensibilisiere für das Problem und nicht es besser mache, sondern mich sozusagen dadurch verschlechtere.

Ralf: Okay. Ja, ganz vielen Dank für diese wunderschöne Darstellung, die sich, glaube ich, viele auch auf die von Zuhörern vorstellen können. Es ist ja wirklich oft so, man sucht ja dann so nach diesem Schmerzpunkt und macht daran so lange rum, bis es, also kann ich aus meiner Erfahrung sagen, dann eben wirklich völlig explodiert.

Aljoscha: Ja, und dann ist es natürlich klar, wie gesagt, wenn es jetzt eine Alltagsbewältigung ist, um die man nicht rum kommt oder so, oder wenn es jetzt eine sportliche Sache ist, die man unbedingt machen will, dann ist es natürlich ein bisschen schwieriger, aber das ist meistens gar nicht der Fall. 

Ich habe wirklich die Erfahrung gemacht, dass wenigstens für eine Weile ist es für alle möglich. Dann auch gewisse Sachen, die wirklich sehr reizend und unangenehm sind, einfach mal zu lassen oder zu umgehen oder wenigstens anders irgendwie zu modifizieren, damit sie eben weiter in Bewegung bleiben können, auch wenn es ein bisschen weh tut. 

Und das ist, glaube ich, da, wo ich mich dann auch so ein bisschen als Experte sehe. Ich habe halt viele Leute, die auch so ein bisschen aus dem Kraftsport-Bereich zu mir kommen, sei das jetzt so hobbymäßig, irgendwie so Richtung Bodybuilding oder auch einfach nur so hobbymäßig. Vielleicht ein bisschen Power-Lifting Richtung. 

Dass ich denen dann sag: Naja, du musst es ja nicht unbedingt jetzt in diesem Moment machen, du kannst es bestimmt in ein paar Wochen wieder ohne Probleme machen. Aber ändere das doch jetzt mal ein bisschen ab, gehe ein bisschen anders ran. Auch gerne mal ein paar Tage und lass es einfach sich ein bisschen beruhigen und dann kann man weiterschauen. 

Ich glaube, das macht auch so einen ganz interessanten Punkt auf. Also da gibt es halt eben, sage ich mal, sozusagen diese Durchhalte-Strategie. Wenn was weh tut, dann einfach weitermachen oder versuchen irgendwie das Problem zu lösen, indem man das macht, was weh tut. Und das kann ja auch definitiv irgendwie an ein paar Stellen sinnvoll sein. 

Also wenn man irgendwie umgeknickt ist, und das ist jetzt keine großartige Verletzung dort, und der Fuß ist ein bisschen dick und man sagt: Okay, ich laufe aber weiter, um das irgendwie in Bewegung zu halten. Und so was würde ich sagen, ist in Ordnung. Aber wenn der Schmerz eben so doll ist, dass man, wenn man dann da weiter reingeht, es sich richtig reizt und dann die nächsten Tage irgendwie total am Stock geht, dann ist diese Durchhalte-Strategie spätestens da nicht so sinnvoll. 

Und dann muss man vielleicht tatsächlich auch mal ein bisschen eine gewisse Bewegung vermeiden oder so eine Vermeidungsstrategie fahren. Gibt es dann natürlich auch die Leute, die es dann aus Angst, sage ich mal, Schmerz so stark vermeiden, dass sie sich immer mehr entlasten und dann irgendwann die Belastbarkeit halt auch total abnimmt. Ich sag mal, es gibt diese beiden extremen Pole, also die Leute, die dann ganz stark vermeiden bei Schmerzen oder die Leute, die halt immer wieder ein bisschen zu doll reingehen und den Bereich sozusagen, sich nie beruhigen lassen.

Ralf: Ja, super. Aljoscha, danke. Ich denke, das ist verständlich und kommt auch gut rüber, was ja immer auch noch so ein Riesenthema ist. Das fällt mir bei meinen Kunden einfach oft auf. Das ist so die Korrelation von Schmerz und Kaputt. Bei Schmerz muss ja irgendwie immer was ganz furchtbar kaputt sein. 

Also gerade jetzt auch die 50plus Leute, auf die ich mich spezialisiert habe mit dem Thema Knie oder eben Hüfte oder Schulter. Ja, wenn das weh tut, ist da sicher irgendwas furchtbar kaputt. Kannst du da irgendwas dazu sagen zu dieser Korrelation? Schmerz und Zerstörung oder kaputt sein oder sonst was? Was ja meistens dann als Arthrose einfach mal klassisch bezeichnet wird?

Aljoscha: Ja. Also erst mal klar, ich bin jetzt ja kein Therapeut oder Arzt oder sowas. Das heißt, wenn jetzt jemand mit einem neuen Schmerz zu mir kommt, dann würde ich natürlich auch erst mal abklären, dass es da irgendwie medizinisch mal angeschaut wurde, um eben halt auch, sage ich mal, bösartige Erkrankungen auszuschließen.

Ralf: Und das macht Sinn.

Aljoscha: In den allermeisten Fällen ist es ja häufig so, dass Leute, die dann eh schon Sport machen und Schmerzen haben, die waren schon beim Arzt, die waren schon beim Physio. Und häufig wurden dann auch schon Bilder gemacht oder so was. Und dann kriegen die ja genau häufig so eine Diagnose, so was wie Arthrose irgendwie oder teilweise auch so, es ist nichts erkennbar auf den Bildern, aber es sind trotzdem Schmerzen da. 

Und genau daran sieht man ja vielleicht auch schon, dass ja Veränderungen im Gewebe in der Struktur nicht unbedingt notwendig sind, damit ein Schmerz da ist. Und andersherum haben wir halt auch ganz viele Leute, die solche Veränderungen haben, die total symptomatisch sind, also Leute, die auf dem Zufallsfund irgendwie sehen: Ah, ich habe einen Bandscheibenvorfall, aber ich habe gar keine Rückenschmerzen oder ich habe Arthrose, aber ich habe totale gute Funktionalität in meinem Knie. 

Und daran kann man vielleicht schon sehen, dass nur, weil irgendwie im Gelenk was verändert ist, das noch lange kein abschließendes Urteil darüber ist, wie viel man jetzt noch sozusagen machen kann oder machen darf.

Ralf: Ja, danke. Das ist, denke ich, wirklich auch ein wichtiger Punkt, der mir in der täglichen Arbeit einfach auch auffällt, dass ich das Gefühl habe, die Ärzte gehen oftmals einfach zu viel auf diese Bildgeschichten. Dann wird, wenn jemand Knieschmerzen hat im rechten Knie, dann wird nur das rechte Knie angeschaut und man vergleicht aber gar nicht mit dem linken, was nicht schmerzhaft ist. Und im Zweifelsfall, wenn man es nämlich macht, sehen die meistens nämlich beide genau gleich aus. Nur das eine tut weh und das andere tut eben nicht weh.

Aljoscha: Ja, und häufig wird auch nicht mit kommuniziert, was für degenerative Veränderungen auch normal sind in einem gewissen Alter und erwartbar. Also einfach sozusagen, ich glaube, der Mosli sagt das immer so schön und schmerzfrei. Das sind so die, die Falten im Inneren. Also es ist halt so, wie wir es auch die Falten im Gesicht haben, haben wir auch Falten im Inneren, sag ich mal. Und das ist erst mal nichts Schlimmes. 

So was unbedingt dazu führen muss, dass ich jetzt Informationsverlust habe. Und das fängt doch schon relativ früh an, also auch Leute in ihren Zwanzigern haben schon Bandscheibenvorfälle. Und das heißt aber noch lange nicht, dass sie Schmerzen haben. Also man kann das auch nachweisen, dass ja wie gesagt, diese Degeneration vorhanden sind, aber Leute keine Schmerzen haben. 

Deswegen finde ich es immer wichtig, wenn man jetzt sozusagen solche Bilder macht, muss man auch mit kommunizieren: Ja, wie normal ist denn diese Veränderung eigentlich in dem und dem Alter? Und da muss man auch sehen, häufig wird ja sogar in den Leitlinien sogar dazu geraten, wenn jetzt nicht ein ganz spezifischer Verdacht auf irgendwas ist, keine Bilder zu machen, gerade auch bei so Sachen wie Rückenschmerzen. 

Und dass man erstmal abwartet: Okay, wenn es jetzt wirklich nicht besser wird oder sich rapide verschlechtert oder mit so gewissen Red flags, also gewissen gefährlichen Symptomen einhergeht, dass man dann erst mal abwartet. Weil man eben auch weiß, dass häufig, wenn Bilder gemacht werden, dass zu so einer Kodifizierung bei Menschen führen kann. 

Weil die dann sehen: Okay, da ist jetzt eine strukturelle Veränderung und jetzt kann ich nichts mehr machen oder ich kann jetzt mich nur noch operieren lassen und ich werde jetzt immer Schmerzen haben, weil das ist jetzt ja kaputt oder verändert. Das ist dann natürlich immer total ärgerlich oder auch um traurig, weil häufig, wenn man das einfach in die richtigen Informationen einbettet, muss das gar nicht so entmutigend sein. Genau.

Ralf: Schön. Schön, dass du das ansprichst, weil das ist meine Erfahrung eben auch, dass der Schmerz muss nicht gekoppelt sein an einen Körper. Also in gewisser Weise schon, aber nicht direkt eine körperliche Schädigung oder ein körperliches Problem. Also speziell bei chronischen Schmerzen ist das aus meiner Erfahrung einfach oft so, dass der Schmerz noch da ist, obwohl es eigentlich gar keine zwingende Ursache mehr dazu gibt.

Aljoscha: Ja, definitiv. Je länger einen Schmerz anhält, desto eher kann man davon ausgehen, dass wenn jetzt irgendwie eine Schädigung im Gewebe da ist, dass die wahrscheinlich ausgeheilt ist. Und dass der Grund für die Schmerzen weniger jetzt im Gewebe zu finden ist, sondern eher vielleicht im im Nervensystem, was irgendwie immer noch vielleicht irgendwie eine Gefahr für das gewisse Körperteil erwartet. 

Und das versucht eben zu schützen durch die Schmerzen, dass es dann eben weiter entlastet wird. Und diese Schutzfunktion ist einfach da so ein bisschen übersteuert und setzt sozusagen ein, obwohl noch gar nichts los ist, obwohl noch gar keine Gefahr ist oder keine Gefahr mehr besteht.

Ralf: Hm. Dann hätte ich noch eine ganz direkte Frage. So mehr oder weniger. Als Abschluss oder als Punkt noch zum Schluss. Was würdest du denn machen? Ist sicherlich ein Fall, der schon regelmäßig passiert ist. Gehe ich ganz schwer davon aus. Zu dir kommt jemand, egal ob Männlein oder Weiblein, Hobbysportler mit einer diagnostizierten Knie, Arthrose also.

Die schlimmen Dinge, sage ich jetzt mal, sind ausgeschlossen. Also keine bösartigen Erkrankungen, klassische Knie-Arthrose-Schmerzen beim Gehen, aber funktioniert eigentlich noch. Und bei bestimmten speziellen Bewegungen tut es einfach weh. Im Knie ist nicht so, wie es mal früher war. Wie würdest du als Spezialist, als Experte in in so einem Fall vorgehen, Aljoscha?

Aljoscha: Also in dem Fall würde ich sagen, es ist total and der Zeit, einfach das Knie weiterhin zu belasten und zu trainieren. Und ich würde einfach schauen, wo das einfach am besten funktioniert. Also wenn das in der Kniebeuge ist, also wenn die, sag ich mal, jetzt nicht besonders schmerzhaft ist und die Person möchte eh Krafttraining machen, dann würde ich sagen: Ja, klasse. Jetzt machen wir Übungen und versuchen das einfach mal ein bisschen aufzubauen. 

Wenn es jetzt in der Kniebeuge irgendwie weh tut, dann vielleicht Kreuzheben oder wenn man die Möglichkeit hat, dann geht man an eine Maschine. Oder wenn die Person sagt, ich möchte aber eigentlich joggen gehen oder so was, dann würde man vielleicht so einen Belastungs-Plan fürs Joggen entwickeln. Wie kann man da wieder Stück für Stück rangehen? 

Aber die Message wäre auf jeden Fall zu sagen, das, was jetzt, sage ich mal, die wissenschaftlichen Erkenntnisse der letzten Jahre oder letzte Jahrzehnte sagen, ist ja, das muss jetzt weiter belastet werden. Das ist das Beste, was du machen kannst, um den noch vorhandenen Knorpel zu erhalten auf der strukturellen Ebene und aber auch einfach generell die Funktion des Knies irgendwie zu verbessern. Das wäre das eine. 

Und genau, wenn die Person jetzt sehr übergewichtig ist, dann wäre es vielleicht auch eine Möglichkeit zu sagen, dass man versucht, irgendwie ein bisschen Fett loszuwerden. Gar nicht so sehr, weil das extra Gewicht jetzt für das Knie so ein großes Problem wäre. Also das spielt sicherlich auch ein Stück weit eine Rolle, aber auch das Fett ist ja auch hormonell aktiv und das kann eben auch entzündliche Prozesse im Körper auslösen, die sich dann wiederum auf die Arthrose negativ auswirken.

Ralf: Ah ja, super, Punkt. Ganz, ganz toll. Ja, stimmt, kann ich bestätigen von meinem medizinischen Background-Wissen, das ist völlig richtig. Denkt man aber oft nicht dran, das mit dem Abnehmen. Klar, weil man sagt, man verringert die Belastung. Wobei, die ist natürlich nicht mal so groß, die Belastungs-Verringerung durchs Abnehmen. Der Haupteffekt dürfte eben wirklich in dieser Verringerung der generellen Entzündungen Tendenz im Körper sein.

Aljoscha: Genau. Das muss man natürlich dann auch gut kommunizieren, weil man jetzt einerseits sagt: Ja, wir wollen es auch belasten, wir machen Kniebeugen mit Gewicht und packen mehr aufs Gelenk. Und dann gleichzeitig kommt die Info rein, aber sie müssen abnehmen. Die Person denkt, das liegt daran, weil das Knie entlastet werden soll. Dann ist es erstmal merkwürdig. Ne, aber genau das würde ich auch sagen, ist eher das, was du auch gerade beschrieben hast mit den Entzündungs-Tendenzen. Das wäre eine Sache. 

Und das wäre so wie die Trainings-Seite, wie ich rangehen würde und das erfordert einfach ein bisschen so, sag ich mal, einen offenen Geist gegenüber, wie man das macht. Also wenn man da jetzt super dogmatisch ist, was man gerne an Training macht, auch vielleicht als Trainer, dann läuft man häufig eine Einbahnstraße, wo man dann rausfindet: Oh, das tut aber ganz schön weh. Und wenn ich das mache, dann sind es nur noch zwei Tage die danach weh tun. 

Und dann kann ich eigentlich gar keinen effektiven Trainingsplan fahren, weil bevor ich den nächsten Trainingstag setze, ist die Adaption schon wieder weg. Also ich mache am Montag ein Training. Das tut so lange weh, dass ich irgendwie erst wieder am Freitag was machen kann. Und dann sind die Anpassungen vom Montag schon wieder so halb weg. Das wäre natürlich blöde und da muss man dann einfach genau offen bleiben. Was können wir finden, wo du dich belasten kannst, was sich gut anfühlt. Vielleicht auch leichte Symptome da sind, aber es jetzt keinen großen Schmerz-Ausschlag gibt. Das wäre wichtig und das wäre so die Bewegungsseite. 

Und dann kann man natürlich auch noch gucken, es gibt ja auch noch ganz viele andere, sage ich mal, eher psychosoziale Faktoren, die jetzt dazu führen könnten, dass eine Person empfindlicher ist. Also das heißt, man könnte den Schlaf anschauen, man könnte das allgemeine Stress-Niveau anschauen bei der Arbeit und man könnte vielleicht irgendwie gucken, ob man da noch einen besseren Ausgleich schaffen kann durch irgendwelche Entspannungs-Verfahren, wie Meditation oder solche Sachen.

Ralf: Hm, spannend. Da habe ich dann übrigens in Kürze auch noch einen Interview-Gast, wo es genau um dieses Thema geht mit Entspannung, Schlaf, Regeneration, Herzfrequenz, Variabilität, Stressreaktion etc.. Ja, es ist auch ein super spannendes, super wichtiges Thema, finde ich. Schön, dass du das ansprichst. Da merkt man dann einfach doch den ganzheitlichen Ansatz, den du mit deinen Kunden auch verfolgst und den du gehst. Nicht nur auf eine Geschichte, dich zu konzentrieren, sondern wirklich aus der kompletten, aus allen Möglichkeiten einfach dran zu gehen.

Aljoscha: Es ist auch, denke ich, total wichtig, weil manchmal ist es halt auch so, dass man halt keine tolle Bewegungs-Option findet, mit der man jetzt die Belastbarkeit steigern kann, weil es einfach super empfindlich ist. Und wenn man dann wieder auf der rein biomechanische Ebene bleibt, ist man natürlich in so einer Sackgasse. Und wenn man dann guckt, na ja, gut, Bewegung ist immer schwierig. Also wir versuchen mal einfach so systemisch irgendwie, dich einfach gesünder zu bekommen. 

Also sei das dann durch Abnehmen oder besseren Schlaf oder was auch immer. Und guck mal, ob das dann sozusagen den Schmerz auch ein Stück weit runter reguliert und wir dann halt in der Bewegung auch wieder ein paar mehr Optionen haben oder es einfach so nebeneinanderher läuft. Wäre auch natürlich eine Option. Genau.

Ralf: Also letztlich wahrscheinlich auch die Geschichte: Es lohnt sich fast immer mal gezielt und gut von jemandem drauf gucken zu lassen, der sich mit so was auskennt und der nicht nur das Operations-Skalpell im Sinn hat.

Aljoscha: Ja, also für dich würde ich definitiv sagen. Und ja, und ich würde dann auch Leute ermutigen, eben, wenn sie jetzt lange Zeit Schmerzen hatten und irgendwie Sachen vermieden haben, wenn sie sich da unsicher sind, sich natürlich irgendwie einen Experten zu zu holen. Aber die Leute ermutigen halt auch einfach mal auszuprobieren, wie ist es denn, wenn ich es wieder langsam belaste? 

Also das ist finde ich irgendwie so eine der Sachen, die ich super finde. Wenn ich halt Leute bei mir hab, die sagen, ich bin jetzt lange, lange Zeit nicht mehr gelaufen, weil es tat ursprünglich mal weh, dann sollte ich eine Pause machen, hat mir der Arzt oder Physio gesagt. Und das war sicherlich auch eine total sinnvolle Ansage zu dem Zeitpunkt, weil es ja auch sehr akut war. Und dann haben sie das gemacht, aber sind dann nie wieder richtig gestartet. 

Oder immer wenn sie es dann versucht haben, sind sie wieder versucht, irgendwie mit der alten Intensität einzusteigen. Dann tat es total weh und dann sagten sie: Okay, ich kann es jetzt nicht mehr machen. Und das total traurig zu sehen, dass dann Leute einfach irgendwie aufhören mit etwas. Und häufig das, was einfach nicht probiert wurde, ist einfach mal so eine ganz allmähliche Belastungssteigerung, vorsichtig, sich da wieder so heranzutasten. Also da würde ich auf jeden Fall jedem empfehlen, bevor er irgendwie so was aufgibt oder denkt okay, ich muss mich jetzt da irgendwie operieren lassen, es einfach mal mit so einer geplanten allmählichen Belastungssteigerung im Rahmen von Symptomen versucht.

Ralf: Ja, bestätige ich sehr gerne. Und gerade eben wirklich auch das ist unglaublich schwierig, in einem Bereich, den man mal gerne gemacht hat und auch ganz gut war, wirklich dann runter zu fahren. Und wenn ich jetzt beispielsweise weiß, ich hatte mal eine Bankdrücken-Leistung von 100 Kilo, die ich eigentlich ganz gut hingekriegt habe, um irgendein wildes Beispiel zu nehmen. 

Und jetzt, wenn ich irgendwie Bankdrücken mache, tut mir meinetwegen die Schulter weh. Wenn man die Leute dazu kriegt, mal nur 30 Kilo in die Hand zu nehmen und damit zu drücken, geht das auf einmal wieder. Und dann muss ich einfach sagen: Ja, fang so an, als hättest du es noch nie gemacht und denk nicht an die 100 Kilo, die mal waren, sondern fang an wie ein voll Anfänger, ganz klein, ganz normal und bau dich ganz langsam, im Prinzip über Monate und Jahre wieder auf, dahin, wo du mal warst.

Aljoscha: Ja, total, total wichtiger Punkt. Ich sehe das halt auch recht häufig mit Leuten, die sehr gerne laufen, die dann irgendeine Verletzung oder Schmerzen hatten, die sie vom Laufen abgehalten hat. Dass die mir dann häufig sagen: Ja, ich kann nicht mehr. Hier in Hamburg ist es so diese Alster-Runde. Ich kann nicht meine zehn Kilometer laufen, das tut dann immer weh und so was. Und dann? Meine erste Frage ist immer: Ja, gibt es denn eine Tempo oder eine Distanz, die du halt ohne Probleme laufen kannst? 

Und dann kommt häufig mal raus: Ja, ich kann drei Kilometer ohne Probleme laufen, davor passiert gar nichts. Und dann sage ich immer: Na ja, dann lauf doch mal ein paar Mal diese drei Kilometer über die nächsten ein, zwei Wochen. Und dann versuchst du vielleicht mal dreieinhalb Kilometer zu laufen oder mal vier Kilometer zu laufen, also dich wirklich langsam und vorsichtig zu steigern. 

Und klar ist es natürlich erst mal für viele Leute schwierig, das so zu schlucken, weil sie sagen dann, das lohnt sich ja gar nicht, wenn ich für zehn Minuten laufen gehe oder 15 Minuten, das geht ja gar nicht. Wo ich dann eigentlich immer entgegne: Na ja, also besser als nix, oder? Also wenn es dir wichtig ist und es dir Spaß macht, dann ist es doch schöner, du fängst klein wieder an, als dass du es gar nicht machen kannst oder du hast irgendwie total Schmerzen dabei und das ist überhaupt gar nicht eine genussvolle Sache. 

Also gerade jetzt beim Laufen gibt es ja viele Leute, die machen es irgendwie, weil es sie entspannt und irgendwie auch mental total viel gibt. Und wenn man dann sagt, na ja, dann mach es doch halt zu dem Punkt, wo es halt funktioniert und nicht darüber hinaus, so dass du Schmerzen hast und es dich eher ärgert. Und klar, da ist häufig dann, ich weiß nicht, Egos ist da vielleicht schon ein bisschen zu großes Wort, aber da einfach total viel Erwartung und irgendwie Frustration dann dahinter. 

Aber ja, wie du sagtest, kommt man wahrscheinlich nicht dran vorbei, das wieder langsam aufzubauen. Und häufig geht es ja dann auch schon. Es wird ja dann noch nicht so lange dauern, wie bei einem echten Anfänger. Also häufig kann man ja dann doch recht schnell wieder auch höhere Lasten oder höheres Volumen an Training vertragen und gut tolerieren. Aber man muss sich vielleicht manchmal am Anfang eben halt die Zeit nehmen, zu sagen: Okay, das funktioniert jetzt gerade nicht so, wie es gewohnt ist. Jetzt muss ich halt mal langsam aufbauen. Und es ist erstaunlich, wie häufig das nicht passiert. 

Wenn es dann gemacht wird und nicht gut begleitet wird, dann halt sich rausstellt, dass die Schmerzen vielleicht nicht 100 % weggehen, aber das halt auf jeden Fall viel mehr Aktivität drin ist. Also machbar ist, ohne dass es jetzt ein total einschränkt, dann am nächsten Tag man voll Schmerzen hat. Also klar ist es super, wenn das so eine Erfolgsstory ist, dass jemand sagt, ich fang langsam an und steigere mich und die Schmerzen gehen komplett weg. Geil, super, das ist toll. 

Aber es ist natürlich auch ein totaler Erfolg, wenn die Schmerzen irgendwie mal im Alltag gleich bleiben, ich aber mich wieder viel mehr belasten kann. Also auf einmal kann ich wieder eine halbe Stunde laufen und am nächsten Tag ist es ein bisschen gereizt. Aber es ist voll okay noch. Also noch voll im Rahmen. Das ist ja auch ein totaler Erfolg.

Ralf: Absolut, absolut. Das ist sicher auch ein sehr, sehr wichtiger Punkt, das anzusprechen. Solange der Schmerz noch erträglich ist, ist er ja auch jetzt, natürlich ist das schlimm, aber nicht so schlimm, dass es gar nicht geht. Danke für den Hinweis. Klar, wenn es ein bisschen weh tut und es ist auszuhalten und ich kann mich aber dafür wieder bewegen, ist das natürlich auch unglaublich viel wert.

Aljoscha: Genau. Ja.

Ralf: Super. Aljoscha, du, ich freue mich, dass du heute hier mit dabei warst. Wir sind schon wieder eine knappe halbe Stunde dran. Geht irgendwie doch immer länger. So kurz geplant, aber total spannende Punkte. Ich würde mich jetzt eigentlich freuen, wenn die Zuhörer spezifische Fragen haben und Schwierigkeiten haben, was auch immer. Klar gehen keine Ferndiagnosen etc. Aber vielleicht gibt es doch so spezifische Fragen zum Thema Schmerz, Beweglichkeit, Mobilität etc.? 

Dann stellt die doch bitte unten in den Kommentaren und ich kann mir durchaus vorstellen, dass ich den Aljoscha dazu überreden kann, in einer neuen Sendung dann einfach auch noch mal drauf einzugehen und vielleicht noch mal gezielt auf einzelne Dinge an anzusprechen. Also traut euch, gebt Meldungen und sagt, was ihr noch an Fragen habt, was euch spezifisch interessieren würde. Ich sage dem Aljoscha soweit mal Danke. Ein ganz spannendes Gespräch und würde gerne das letzte Wort noch an dich geben. Aljoscha, was willst du den Zuhörern noch als Schlusssatz, Schlusswort, was auch immer mitgeben?

Aljoscha: Ja erst mal danke für diese paar Fragen an dich. War total nett. Und ja, ich würde den dem Zuhören vielleicht mitgeben oder sie ermutigen, einfach mal ein bisschen auszuprobieren, auf die eigenen Signale des Körpers zu hören und sich aber auch vielleicht nicht direkt Angst machen zu lassen, wenn es mal irgendwo weh tut, sondern dann einfach da drauf einzugehen. Aber nicht unbedingt jetzt, sich sozusagen superschnell Angst machen zu lassen, sondern einfach mal zu gucken: Was tut mir denn gut? Und ja, genau das wäre, das wäre so meine kleine Empfehlung zum Abschluss noch.

Ralf: Vielen Dank, Aljoscha. Und ich bin mir sicher, ich habe dich wieder hier in der Sendung, möchte ich fast schon drauf wetten. Dank dir und einen wunderschönen Tag. Vielen Dank für das Gespräch.

Aljoscha: Ich danke dir auch. Einen super Tag noch, ciao ciao.

Das war der 50 plus und drunter Podcast. Wenn es dir gefallen hat, abonniere jetzt und hinterlasse einen Kommentar. 

Alle weiteren Infos zur Folge findest du in den Shownotes. 

Ralf Gabler erreichst du unter ralfgabler.de. Er freut sich, von dir zu hören. Bis zum nächsten Mal.

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